• Frage: Sollten wir uns nicht eher erst um unseren Überkonsum kümmern. Stattdessen uns eher auf die Verkehrsmittel zu konzentrieren.

    Frage gestellt Lara am 4 Okt 2022.
    • Foto: Niko Lahajnar

      Niko Lahajnar Beantwortet am 4 Okt 2022:


      Hallo Lara,

      ich würde Verkehr und „Überkonsum“ nicht gegeneinander auspielen. Tatsache ist, dass wir Menschen, besonders in der westlichen Welt (Europa und Nordamerika) deutlich zu viel CO2 pro Kopf und Jahr ausstoßen. Unser „CO2-Fußabdruck“ in Deutschland liegt bei ca. 10 t pro Kopf und Jahr. Dagegen stehen z.B. die CO2-Emissionen in Indien bei ca. 2 t pro Kopf und Jahr.

      Natürlich können wir auch entscheiden, ob wir lieber eine Radtour in den Ferien machen wollen (wenig CO2 Emissionen) oder einen Flug nach Hawaii buchen (sehr großer CO2-Fußbabdruck). Oder viele von uns können auch täglich entscheiden, ob sie mit dem Auto zur Arbeit oder doch lieber mit dem Fahrrad und der Bahn fahren wollen. Da kann man schon einiges einsparen. Aber je nach dem, wo man wohnt, hat man manchmal keine Alternative.

      Dagegen haben wir immer eine Alternative, was wir essen wollen. Ich will Fleischkonsum nicht per se schlechtmachen und ab und zu ein Stück aus nachhaltiger Aufzucht gehört für einige auch zum guten Leben dazu. Aber Massentierhaltung ist mich Sicherheit ein großes Problem für das Klima. Und jeder von uns kann sofort entscheiden, was auf den Teller kommt. Da gibt es keine Ausreden wie bei den Bahnverbindungen.

      Aber Überkonsum bezieht sich auch nicht nur auf das Essen. Überleg mal, wie viel Kleidung wir jedes Jahr kaufen (und gleichzeitig auch wegschmeißen). Oftmals geht nicht verkaufte Kleidung direkt in den Müll. Das kann es doch nicht sein. Also dann doch lieber ein gutes Teil kaufen, was lange hält und vielleicht sogar fair produziert wurde, als für 3,99€ irgendetwas schnell mitnehmen, um es dann nach 1-2 Mal wieder wegzuschmeißen. Da kann jeder etwas gegen den Überkonsum tun.

      Kurzum, die Summe und die sehr unterschiedlichen Stellschrauben sind es, die dazu führen könnten, dass wir deutlich weniger CO2 ausstoßen. Und jeder von uns kann im Kleinen damit anfangen, ohne gleich komplett auf alles verzichten zu müssen.

    • Foto: Karen Kastner

      Karen Kastner Beantwortet am 4 Okt 2022:


      Hallo Lara, da sprichst du zwei sehr große Verhaltensbereiche an, die wirklich wichtig sind, um dem Klimawandel einhalt zu gebieten. Es ist ungefähr so: natürlich sitzen diejenigen, die viele Ressourcen verbrauchen und viele Treibhausgase ausstoßen/erzeugen auch am längeren Hebel, den Klimawandel einzudämmen. Das sind also ganze Staaten, vielleicht Konzerne, Lobbys, Industriebereiche etc. Daneben können wir als einzelne Menschen mit unserem alltäglichen Lebensstil aber auch viel bewirken. Überkonsum ist bei uns, in dem „westlichen“, reichen Teil der Welt, aus verschiedenen Perspektiven ein unheimlich großes Problem. Und eigentlich ist schon viel gewonnen, wie du schreibst, wenn jede*r von uns weniger essen, fahren, kaufen, könnte; so, dass es für unsere Bedürfnisse reicht. Einiges davon kann man einfach entscheiden, z.b. wenn es um die eigene Ernährung geht – hier kann man als Faustregel auch weniger Tierprodukte (Fleisch, Milch, Käse) konsumieren und dafür mehr (heimisches, saisonales) Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte essen. Das hängt natürlich auch damit zusammen, ob man dafür das Geld hat, und ob es die Einkaufsmöglichkeiten im eigenen Umfeld überhaupt ermöglichen, also ob zum Beispiel solche Produkte überhaupt angeboten werden. Ähnlich ist es bei der Mobilität. Es wäre unheimlich viel gewonnen, wenn wir viel weniger mit Autos oder Flugzeugen reisen würden. Zu einem großen Teil können wir das jeden Tag selbst entscheiden und z.B. öfter mal das Fahrrad oder die Bahn nehmen. Wenn es aber keine Fahrradwege, keine passenden Bahn-Abfahrtszeiten gibt, oder schlicht keine Bahnhöfe im eigenen Wohnort, ist das schwierig. Deswegen ist es neben dem eigenen Handeln so wichtig, dass politische Entscheidungen getroffen werden, mehr Geld in andere Mobilitätsangebote zu stecken oder Fahrradwege auszubauen, oder mit Steuern und anderen Mitteln zu unterstützen, dass sich jede*r gesunde und klimafreundlich produzierte Lebensmittel leisten kann.
      Kurzum würde ich also sagen: ja, es lohnt sich sehr, Überkonsum und Verkehrsmittelwahl anzugehen. Aber insgesamt brauchen wir ehrlich gesagt alles, was möglich ist, müssen jede Möglichkeit ,die wir ergreifen können, nutzen.

    • Foto: Henrike Schmidt

      Henrike Schmidt Beantwortet am 4 Okt 2022:


      Das ist eine sehr interessante Überlegung und es gibt aus meiner Sicht keine richtige aber auch keine falsche Antwort, sondern ich kann dir nur meinen individuellen Standpunkt dazu erläutern.
      Ich finde , dass sich die beiden Themen nicht ausschließen. Wenn wir versuchen umweltfreundlich unterwegs zu sein, also zum Beispiel mit Elektroautos, und uns dafür jetzt extra ein neues Auto kaufen, obwohl das alte noch super ist, ist das dann auch Überkonsum? Ich finde es wichtig, dass in (ich nenne es mal) erneuerbare Antriebe investiert wird, um so langfristig die Abgase zu reduzieren. Aber gleichzeitig sollte sich jeder individuell natürlich auch fragen, ob ein eigenes Auto sinnvoll ist oder ob eins reicht pro Familie und nicht zwei oder drei. Und wenn wir schon bei Verkehrsmitteln und Verkehr sind: Können wir den Verkehr generell minimieren, indem wir öfter Rad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen?
      Eine weitere Überlegung, die beide Theman verknüpft sind Pakete und auch Lebensmitteltransport. Wenn wir nur das einkaufen, was wirklich notwendig ist und somit unseren Konsum minimieren, wird auch der Verkehr reduziert. Dennoch ist es unabhängig davon gut, wenn das nötigste umweltfreundlich transportiert werden kann.
      Das ist jetzt leider sehr allgemein gehalten und ich habe keine Zahlen, wie viel in Deutschland im Jahr unnötigerweise weggeschmissen wird und was das für die Klimabilanz bedeutet. Aber ich hoffe, dass meine Gedanken ein bisschen zum nachdenken anregen und ich bin gespannt, wie die anderen zu dieser Frage stehen.

    • Foto: Gema Martínez Méndez

      Gema Martínez Méndez Beantwortet am 5 Okt 2022:


      Moin Lara, ich stimme die anderen Antworten zu und ich möchte mit meiner eigenen Antwort eine andere Formulierung benutzen und Anregung zu wecken.
      Wir sind leider sehr spät mit Maßnahmen und die Klimakrise zu minimieren, uns um A oder B zu kümmern hilft wenig, wir müssen etwas (und zwar viel) über A und über B machen. Der Verkehr kann man auch als Teil der Konsum sehen, wie schon erwähnt: Ist es nicht Über-Konsum mir ein E-Auto schaffen, wenn ich ohne auch gut leben kann? Ist es nicht Über-Konsum irgendwohin 1-2-3 Mal in Jahr in Urlaub jetten? Ist es nicht Über-Konsum, wenn ich lieber mit dem Auto von Tür zu Tür fahren, statt ein Paar Meter gehen und einen Bus oder Zug zu nehmen und danach von der Haltstelle wieder laufen (wenn die Möglichkeiten vorhanden ist, z.B. in meisten Städte) Brauchen wir nicht Verkehr für alle was wir Über-konsumieren? Brauchen wir nicht Verkehr und unsere Abfälle (Weggeworfenen Lebensmittel, Kleidung, nicht mehr Up-to-Date Elektro-Geräte, Gegenstände zu bringen?
      Leider, müssen wir in alle Hebel etwas tun, und was Gutes daran, es wird was netter für unsereGesellschaften kommen. Ein „grünes“ leben wird mehr spaß machen als ein „braunes“ Leben.

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