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Frage: Wie kann man den Klimawandel stoppen?
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Sören Johansson Beantwortet am 23 Sep 2022:
Hier meine Antwort auf eine sehr ähnliche Frage:
Der Klimawandel ist ja schon passiert – seit dem Beginn der Industrialisierung wurden große Mengen fossile Brennstoffe verbrannt und damit sehr viel CO2 (und andere Treibhausgase) in die Atmosphäre gebracht. Diese Spurengase sind dort sehr stabil und verstärken den natürlichen Treibhauseffekt (ohne den es auf der Erde deutlich kälter wäre – von daher: gut, dass es ihn gibt), so dass es wärmer wird. Das CO2, das bereits zusätzlich in der Atmosphäre ist, wird dort also erstmal bleiben. Es gibt zwar Ideen CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen (teils um daraus synthetische Kraftstoffe herzustellen, teils um es zu lagern – aber wo?), aber das würde auch eine Menge Energie benötigen. Erstmal müssen wir also damit zurecht kommen, was schon in der Atmosphäre ist.
Für die Zukunft ist es das Beste weitere Emissionen zu vermeiden und auf erneurbare Energien zu setzen. Das kostet zwar erstmal eine Menge Geld, langfristig lohnt es sich aber weniger Gas, Kohle und Öl einzukaufen. Daneben gibt es noch Ideen die Sonnenstrahlung abzuschirmen. Entweder per „Sonnenschirm“ im Weltall (was ich für technisch nicht realisierbar halte), oder per künstlicher, zusätzlicher Wolkenbildung durch Schwefelaerosole. Letzteres wäre wohl realisierbar, brigt aber die große Gefahr, dass wir dadurch die Ozonschicht zerstören, was wiederum katastrophale Folgen haben könnte, weil dann zu viel UV-Strahlung (die gefährlich für Haut und Augen ist) auf die Erde käme. Also: Am besten Emissionen vermeiden.
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Frank Hase Beantwortet am 23 Sep 2022:
An der Frage, wie eine Abkehr von den fossilen Energieträgern erreichbar ist, scheiden sich die Geister. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass der Mensch sich in naher Zukunft grundlegend verändern wird. Ich meine damit, die Hoffnung, dass ausreichend viele Menschen bereit sind, ihren Konsum und Lebensstandard einzuschränken, um den Klimawandel zu stoppen, erscheint mir weltfremd. Es gab ja schon verschiedentlich beispielsweise religiös oder weltanschaulich motivierte Versuche, die Menschheit zu bessern, etwa das christliche Armutsideal der Katharer oder den Kommunismus. Das hat bisher nie geklappt. Slogans wie „burn capitalism, not coal“ helfen uns bei der Eindämmung der Klimakrise also wirklich nicht weiter.
Was bleibt? Bisher hat die Menschheit immer durch den technischen Fortschritt einen Aufschub des jeweils vorausliegenden großen Zusammenbruchs erreicht. Als zB die hygienischen Zustände in vielen Großstädten im 19. Jahrhundert unerträglich wurden, erfand und realisierte man das moderne Abwassersystem, das uns heute eine Selbstverständlichkeit ist. Ich glaube, auch beim Klimawandel ist unsere beste Karte der technische Fortschritt: wir brauchen deutlich billigere emissionsfreie Energiequellen!Um das zu erreichen, ist viel Forschungsarbeit zu leisten. Wir brauchen zB noch bessere Solarzellen und Speichertechnologien. Aber auch die Kerntechnik dürfen wir meiner Meinung nach nicht ausser Acht lassen, wenn wir die Klimaerwärmung begrenzen wollen. Eine neue Generation von Reaktoren, die Kernspaltung als Energiequelle nutzen, könnte eine Brückentechnologie darstellen – bis es uns irgendwann gelingt, mit Kernfusionsreaktoren billige Energie zu erzeugen. Die Verfügbarkeit von Fusionsenergie könnte vermutlich die fossile Ära ziemlich schnell beenden.
Also, kurzum: wir sollten viel mehr Geld für die Energieforschung im weitesten Sinne in die Hand nehmen! Bisher sind in das einzige große europäische Fusionsprojekt ITER über 15 Jahre hinweg etwa 5 Milliarden Euro geflossen. Das kling erstmal nach viel Geld, aber mal zur Relation: angesichts des Krieges in der Ukraine hat die Politik innerhalb von ein paar Monaten 100 Milliarden bereitgestellt, um die Ausrüstung der Bundeswehr zu verbessern. Ich finde: wenn wir es ernst meinen mit der Klimarettung, sollten wir mal eine Summe dieser Größenordnung in die Energieforschung investieren. -
Andre Lindner Beantwortet am 23 Sep 2022:
Andere Meinungen gehören zur Wissenschaft dazu – in der Tat möchte ich Frank Hase wiedersprechen: obwohl die Technologie ein wichtiger Faktor ist, kann man in dieser Situation nicht auf eine Wunder-Erfindung hoffen. Ich stimme absolut zu, dass Fortschritt stets wichtig ist – aber das schliesst das Wirtschaftssystem ebenfalls ein, welches sich in Grundzügen nicht wirklich weiterentwickelt hat seit dem späten 19. Jahrhundert. Wir müssen innerhalb der planetaren Grenzen leben und wirtschaften, sonst verschwindet mit einem veränderten Klima und dem Verlust der biologischen Vielfalt die Grundlage für unsere Existenz wie wir sie kennen – egal mit welchem Wirtschaftssystem und mit welcher Technologie. Es geht dabei nicht darum, den Planeten zu retten – dieser hat schon ganz andere Veränderungen erlebt – es geht einfach darum, uns und unserer sogenannten Zivilisation noch eine Chance zu geben.
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Volker Stelzer Beantwortet am 23 Sep 2022:
Auch ich sehe die Situation anders als Frank. Wir haben alle grundlegenden Technologien, die wir brauchen um den Klimawandel zu stoppen: Technologien zur Gewinnung von Strom und Wärme aus Sonne, Wind, Erdoberfläche, Umgebungswärme, Wasser und Biomasse sowie aus der Abwärme von Industrie und Gewerbe. Forschungsbedarf besteht hauptsächlich noch für die Nutzung der Meeresenergie. Außedem haben wir die Technologien zur Umwandlung, Speicherung und Leitung von Energie aus erneuerbaren Quellen. Jetzt müssen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Quellen auch genutzt werden.
Was die Kernfusion angeht: Als die Forschung an der Kernfusion begonnen hat, in den 1940er Jahren, haben die beteiligten Forscher gesagt, dass sie in ca. 50 Jahren eine Reaktor entwickelt haben werden, der zu kommerziellen Preisen Strom erzeugt. Fragt man Kernfusionsforscher heute, im Jahr 2022, so sagen sie, dass sie in 50 Jahren (2072) vielleicht einen Reaktor entwickelt haben, der zu kommerziellen Preisen Strom produzieren wird. Du siehst: Selbst die Kernfusionsforscher glauben nicht, dass es schnell gehen kann. Die Probleme, die noch gelöst werden können sind einfach zu groß. Eventuell wird die Kernfusion einmal eine wichtige Rolle in unserer Energieversorgung spielen, den Klimawandel müssen wir aber schon lange vorher gestoppt haben. Dies ist auch möglich, da wir – wie gesagt – über die notwendigen Technologien verfügen. -
Karen Kastner Beantwortet am 26 Sep 2022:
Hallo!
Auch ich möchte gern noch eine weitere Sichtweise einbringen: so, wie Menschen sich verhalten, hat durchaus einen großen Einfluss und auch eine große Wirkungsmacht, den Klimawandel einzudämmen – und in unserer Forschung sehen wir auch regelmäßig, wie erfolgreich Menschen es eben doch schaffen, im Kleinen und im Großen ihr Leben zu ändern. Insgesamt würde ich sagen, wir brauchen aber aktuell eigentlich alle Maßnahmen, die nur irgend möglich sind: auf Poltiker*innen einwirken, die helfen können, diejenigen die wirklich viel zum Klimawandel beitragen einzudämmen; Technologien die uns helfen, Energie anders zu produzieren; aber eben auch Möglichkeiten, Menschen zu ermutigen, sich politisch und privat für Klimaschutz einzusetzen. Vor allem wenn sich viele Menschen zum Beispiel an Demonstrationen für Klimaschutz beteiligen, aber auch anderen Menschen in ihrer Familie oder ihren Freund*innenkreisen davon erzählen, wie wichtig es ist, z.B. Energie zu sparen oder andere „kleine“ Maßnahmen zu ergreifen, um so mehr Menschen merken – das ist wichtig, da müssen wir alle mitmachen. Und das kann eine ziemlich große Wirkung entfalten.
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