• Frage: Was passiert, wenn auf ein Mal die Golfströme nicht mehr existieren.

    Frage gestellt jury15veg am 27 Sep 2022.
    • Foto: Tanja Sanders

      Tanja Sanders Beantwortet am 27 Sep 2022:


      Das Abreißen des Golfstrom hätte schwerwiegende Folgen für die ganze Welt: Es würde die Regenfälle, von denen Milliarden von Menschen in Indien, Südamerika und Westafrika für ihre Ernährung abhängen, empfindlich stören, in Europa zu mehr Stürmen und niedrigeren Temperaturen führen und den Meeresspiegel im Osten Nordamerikas ansteigen lassen. Auch der Regenwald am Amazonas und die Eisschilde in der Antarktis wären dadurch weiter gefährdet.

    • Foto: Ann-Cathrin Rohrweber

      Ann-Cathrin Rohrweber Beantwortet am 28 Sep 2022: last edited 30 Sep 2022 1:37 pm


      Das hätte sowohl lokal schwerwiegende Folgen als auch auf der ganzen Erde. Wenn wir in der Erdgeschichte zurückschauen: während der letzten Eiszeit war es nicht nur durchgehend kalt, sondern das Klima hat sich manchmal sehr schnell sehr stark verändert. Diese großen Schwankungen passierten vor allem dann, wenn der Golfstrom nahezu „stehengeblieben“ ist (oder oberflächlich sogar etwas Wasser in die entgegengesetzte Richtung geströmt ist). Ganz Europa ist dann deutlich kälter geworden und teilweise gab es sogar auf der Südhalbkugel deutliche Unterschiede. Das wissen wir aus Proben von Eis- und Sedimentkernen, mit denen wir in die Vergangenheit schauen können. Da wir aber nicht von allen Orten und aus allen Zeiten Proben haben, sind die Folgen vermutlich noch viel weitreichender als wir jetzt schon wissen.

    • Foto: Henrike Schmidt

      Henrike Schmidt Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Die Auswirkungen für unser bzw. das globale Klima wunden ja berteits gut beschrieben, daher möchte ich die Frage gerne aus einer etwas anderen Richtung beleuchten: Das der Golfstrom gar nicht mehr existiert scheint in den nächsten Jahrzehnten erstmal sehr unwahrscheinlich, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass er schwächer wird. Nun ist der Golfstrom nicht die einzige starke Strömung im Ozean, die Wärme von einem Ort zum andern transportiert. Man kann es sich so vorstellen, dass alle Ozeane verbunden sind über Strömungen (vergleichbar mit einem großen Förderband). Einige verlaufen an der Oberfläche und andere in der Tiefe. Bestimmte abeschnitte haben dann spezielle Namen, wie z.B. der Golfstrom. Wird dieser jetzt aber schwächer, müssen automatisch auch die anderen schwächer/langsamer werden, weil natürlicherweise ein gewisses Gleichgewicht herrschen muss. Sollte es also keinen Golfstrom mehr geben, würde auch der Rest der Strömungen im Ozean nahezu stillstehen. Das hat dann zur Folge, dass keine Wärme mehr transportiert wird. Die Folgen für das Klima aber auch für den Ozean sind dann vermutlich so weitreichend, dass es zum jetzigen Zeitpunkt schwierig ist, es sich auszumalen. Es wäre einfach ein ganz anderes System, als wir es kennen.

    • Foto: Felix Schaumann

      Felix Schaumann Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Die bisherigen Antworten haben die möglichen Folgen schon ganz gut beschrieben, ich würde noch eine kleine Spitzfindigkeit ergänzen. Wie Henrike schon geschrieben hat, ist der Golfstrom ein bestimmter Abschnitt in einer die ganze Erde umspannenden Strömung, und zwar der Teil, der aus der Karibik und an der Ostküste der USA entlang warmes Wasser in Richtung Europa bringt.

      Der Golfstrom ist ziemlich stark und daher auch so berühmt, aber an sich passiert es wegen der Drehung der Erde an allen Ostküsten der Kontinente, dass sich sehr starke Küstenströmungen bilden. Weil sich die Erde in Richtung Osten dreht, werden die Wassermassen sozusagen gegen die im Westen liegenden Kontinente gedrückt und sorgen dort für sehr starke Strömungen.

      Was den Golfstrom nochmal besonders macht im Vergleich zu anderen Ostküstenströmungen, ist dass er Teil der riesigen Umwälzbewegung ist, die im Atlantik (über den Golfstrom) warmes Wasser an der Oberfläche nach Norden und kaltes Wasser im tiefen Ozean nach Süden bringt. Dadurch wärmt die Umwälzbewegung Europa und sorgt gleichzeitig dafür, dass warmes und CO2-reiches Wasser in den tiefen Ozean sinkt.

      Dieses Absinken von Wassermassen im Nordatlantik nimmt aber ab, weil durch schmelzendes Eis mehr Süßwasser in die Meere kommt und weniger salziges Wasser oft nicht mehr schwer genug ist, um ganz nach unten zu sinken. Das sehen wir momentan und es wird auch in den nächsten Jahrzehnten weniger Wasser absinken, im schlimmsten Fall gar nichts mehr. Und wenn weniger Wasser im Nordatlantik sinkt, dann kann auch weniger Wasser an der Oberfläche über den Golfstrom nachfließen, er wird dann schwächer. Aufhören zu existieren wird der Golfstrom selbst allerdings nie, da er ein Effekt der Erddrehung und der Kontinente – in diesem Fall Nordamerika – ist.

    • Foto: Gema Martínez Méndez

      Gema Martínez Méndez Beantwortet am 30 Sep 2022:


      Zum Glück wird der Golfstrom nicht „auf mal nicht mehr existieren“, das wäre tatsächlich katastrophal, da die ganze Ozeanzirkulation System und Klimasystem auf einmal total anders wären: In der US-Ostküste würde der Meeresspiegel um etwa 1 m einsteigen, Europa würde etwa 3-5 °C in wenige Jahre kälter, es gäbe noch kälter Winter in Nord Amerika, sehr stark Stürme in dem Golf von Mexiko, sehr starke Regen in manche Regionen, Dürren … In dem Süd Halbkugel wärmeres Klima würden eintreten … Das alles in wenige Jahre, unsere Gesellschaften würden sie sich nicht anpassen können. Ein „Day after tomorrow“ wie in dem Film wird es aber nicht geben, der Golfstrom kann sich langsam schwächen, was auch ein starker Einfluss in viele Teile unser System Erde stark hat (siehe oben).
      Wir kennen es von der Vergangenheit. Während glaziale Seiten war der Golfstrom schwacher. Während der Transition von der letzte Glazial Zeit zu der jetzigen warmen Zeit kann es aufgrund des Auftritts große Mengen Schmelzwasser zu einer sehr, sehr, sehr schwache Form des Golfstroms und zu einem Rücktritt zu eisigen Bedingungen in Europa und Nord Amerika. Die Ozeanzirkulation funktioniert etwa wie ein Fließband, eine strake Eintritt von Schmelzwasser in dem Nordatlantik verhindert, dass das Wasser in Winter dicht genug wird, um abzusinken. Sinkt da kein Wasser ab, wird kein Wasser des Golfstroms nach Norden gezogen. Ein Teil geht trotzdem nach Norden, weil der Wind System es da „druck“. Diese Zeiten waren zwischen 12 900 und 11 700 Jahre bevor Heute (y BP, years before present), die sogenannte Jüngere Dryaszeit, und um 8200 y BP. In Moment, Daten deuten zu einer Abschwächung des Golfstroms aber die Intensität Folgen sind noch umstritten.
      Der Golfstrom kann nicht rückwärts fliesen. Er ist ein Teil eines Uhrzeigerrichtung-fließenden “Kreises“ in der Nord Halbkugel, der Nordatlantische Subtropische Wirbel, der durch die Hauptwinde getrieben wird. Auch wenn der Teil, der in Nord Atlantik absinkt, ausfällt, kreise der Wirbel in Uhrzeigerrichtung weiter.

Kommentare