• Frage: Was macht man genau als Wissenschaftlerin?

    Frage gestellt nans16rap am 23 Sep 2022. Diese Frage wurde auch von nest16rap gestellt.
    • Foto: Freya Sternkopf

      Freya Sternkopf Beantwortet am 23 Sep 2022:


      Das ist sehr unterschiedlich. Einige machen Expeditionen in entlegene Orte um Proben zu sammeln oder Beobachtungen zu machen, andere errechnen komplexe Compuermodelle am Schreibtisch. Was aber (fast) alle Wissenschaftler*innen vereint, ist, dass wir Hypothesen aufstellen und diese dann versuchen mit anerkannten Methoden zu belegen oder widerlegen. Also man stellt sich eine Frage, überlegt, was die Antworten sein könnten, und versucht dann z.B. mit Experimenten oder Versuchen rauszufinden, was die wahrscheinlichste Antwort ist.

    • Foto: Britta Jänicke

      Britta Jänicke Beantwortet am 23 Sep 2022:


      Wir versuchen konkrete Fragestellungen zu beantworten mittels bestimmter Methoden, so dass die Aussage belastbar ist. Dazu gibt es verschiedene Prinzipien, um eine hohe Qualität sicherzustellen, wie z. B. das eine unabhängige Begutachtung durch andere Wissenschaftler:innen statt findet. Ganz konkret habe ich z. B. mal untersucht welche Wirkung eine Fassadengebrünung auf die thermische Behaglichkeit eines Menschens im Außenraum hat. Dafür habe ich Messungen vor einer Fassadenbegrünung durchgeführt und auch mit Computermodellen gearbeitet. Ergebnis war, dass die Wirkung von einer begrünten Fassade allein sehr gering ist. Es bräuchte schon mehr als nur eine „grüne Wand“ um im Außenraum eine Wirkung zu erzielen.
      Ganz praktisch sitze ich meist aber vor dem Rechner und werte Daten aus und lese mich in neue Themen ein.

    • Foto: Henrike Schmidt

      Henrike Schmidt Beantwortet am 23 Sep 2022:


      Das ist ganz unterschiedlich und hängt vom Fach ab und dann auch noch davon, wie die Fragestellung ist. Ungeachtet vom Fach gibt es unterschiedliche Ausrichtungen in der Wissenschaft. Einige Wissenschaftler:innen beschäftigen sich mit Grundlagenforschung, versuchen also ganz allgemein Dinge zu verstehen. Eine Beispielhafte Frage dafür ist, wie der Ozean Wärme transportiert. Dann gibt es Paleowissenschaftler:innen. Diese schauen sich an, wie das Klima früher war und versuchen damit zu erklären, wie das Klima sich in Zukunft entwickeln könnte, in dem sie Parallelen finden. Dafür benutztn sie zum Beispiel Bohrkerne aus dem Meeresboden oder aus dicken Eisschichten vom Pol, an denen sie (vergleichber mit Jahresringen beim Baum) bestimmte Aussagen über das Klima früher treffen können. War es warm? Was ist danach passiert? …
      Und dann gibt es noch die Wissenschaftler, die sich mit aktuellen Fragen beschäftigen. Ein aktuelles Beispiel ist dafür natürlich die Medizinforschung für einen Coronaimpfstoff. Aber auch in den Klimawissenschaften geht man aktuellen Fragen nach. Wie viel CO2 müssen wir einsparen, damit unser Klima stabil bleibt?
      Die Umsetzung der Arbeit ist natürlich sehr unterschiedlich mit Messungen, in Laboren oder am Computer. Aber wichtig bei allem ist, dass man ordentlich arbeitet, seine Ergebnisse hinterfragt, mit anderen darüber spricht und mit früheren Arbeiten vergleicht, ob es Sinn ergibt, was man selber herausgefunden hat.

    • Foto: Frank Hase

      Frank Hase Beantwortet am 23 Sep 2022:


      Im Kern sucht die Wissenschaft nach Erklärungen, und zwar solchen, die nachprüfbar sind, etwa mittels Durchführung von Experimenten, und idealerweise derart beschaffen sind, dass sie nicht nur erklären, wofür sie ausgedacht wurden, sondern erfolgreiche Vorhersagen ermöglichen (mithilfe Newton’s Theorie der Schwerkraft konnte man beispielsweise die zukünftigen Positionen der Planeten vorhersagen, schließlich sogar durch die bewirkten Störungen auf die Bahnen anderer Planeten die Existenz eines weiteren Planeten ableiten – Neptun – und diesen dann an der vorhergesagten Stelle am Himmel beobachten!). All diese Erklärungen zusammen bilden unser wissenschaftliches Weltbild, das mit Abstand beste Modell der uns umgebenden Welt. Das es das beste Modell ist, erkennt man unschwer daran, dass sich auf dieser Grundlage technische Umsetzungen erzielen lassen, die ohne die Anwendung der wissenschaftlichen Methode unerreichbar wären, sei es ein Smartphone, der Flug zum Mond oder das Klonschaf Dolly.

      Die Sprache der Natur scheint die Mathematik zu sein, mit der man als Naturwissenschaftler immer zu tun bekommt, egal, ob man die Entwicklung des Universums beschreiben oder das Wetter von morgen vorhersagen möchte.

      Wie der Arbeitsalltag auschaut, hängt von der Disziplin ab: jene, die Feldstudien machen müssen sich öfters mal irgendwohin bewegen, wo es für sie interessant ist (wir untersuchen beispielsweise den Ozongehalt der Atmösphäre. Das ist in polaren Breiten besonders spannend (Stichwort Ozonloch), deshalb war ich schon viele Male in Lappland). Es gibt aber auch Theoretiker, die nur mit Papier und heutzutage auch viel mit Computer arbeiten und nur mal zu einer Konferenz reisen müssen, ihre Studien aber anhand von Datenmaterial durchführen können, das andere zur Verfügung stellen.

      Zum Arbeitsalltag der allermeisten dürfte gehören: wissenschaftliche Veröffentlichungen lesen (entweder als externer Gutachter oder Arbeiten aus der eigenen Gruppe, an denen man Anteil hat), unzählige Emails lesen und schreiben und regelmässig an Telekonferenzen teilnehmen, denn die Wissenschaft ist global sehr vernetzt. Ferner muss man ständig dem Geld hinterherlaufen (viele Forschungsprojekte hängen heute an externer Finanzierung, das heisst, man muss das Geld beantragen, zum Beispiel bei der deutschen Forschungsgemeinschaft DFG oder bei der EU, wenn es sich um europäische Projekte handelt). Dann sollte ich mich natürlich um die Doktoranden und Masterstudenten in unserer Arbeitsgruppe kümmern, gerade gestern habe ich den Entwurf ihrer Masterarbeit mit einer Studentin besprochen. Ferner muss ich Messgeräte in Schuss halten (am letzten Montag habe ich einen Laser in einem sogenannten Fourierspektrometer ausgetauscht, mit dem wir die Luftzusammensetzung messen) und beteilige mich am Lehrbetrieb, halte also Vorlesungen und führe Klausuren durch.

    • Foto: Miriam Tivig

      Miriam Tivig Beantwortet am 26 Sep 2022:


      Im Prinzip haben meine KollegInnen die Frage bereits beantwortet, aber auch die Wissenschaft ist ein breites Feld. Ich arbeite zum Beispiel an einer Schnittstelle zwischen der reinen Forschungswissenschaft und der Öffentlichkeit. Das heißt ich bemühe mich darum, die Ergebnisse der Wissenschaftler im Bereich Klima und Wetter für verschiedene Personengruppen aufzubereiten, damit diese die wichtigsten Ergebnisse verstehen und nutzen können. In meinem Beruf geht es daher eher um die Wissenschaftskommunikation. Zum Beispiel arbeite ich an einer Webseite und schreibe dort die Texte so, dass möglichst alle sie verstehen können. Außerdem erstellen wir Erklärvideos und organisieren Workshops.

    • Foto: Ramona Hägele

      Ramona Hägele Beantwortet am 26 Sep 2022:


      In den Antworten zuvor wurde eigentlich schon fast alles beantwortet 🙂
      Neben Hypothesen aufstellen, Daten erheben, viel lesen und schreiben (publizieren), auf Konferenzen die Ergebnisse teilen, etc., kann auch die Lehre, Beratung und die Wissenschaftskommunikation eine große Rolle in den täglichen Aufgaben eine:r Wissenschaftler:in spielen.
      In der Lehre unterrichtet man Student:innen an der Universität im jeweiligen Fach, z.B. in Vorlesungen und Seminaren.
      Wissenschaftler:innen haben aber auch manchmal eine beratende Funktion, z.B. in der Politikberatung. Hier werden wissenschaftliche Ergebnisse mit Politiker:innen geteilt und praktische Empfehlungen gegeben, wie man ein bestimmtes Problem lösen kann, z.B. bei Wasserknappheit in der Landwirtschaft durch den Klimawandel.
      Wissenschaftskommunikation ist auch von großer Bedeutung, kommt aber oft zu kurz. Hier geht es darum, das Wissen, welches oft sehr komplex ist, an die Gesellschaft weiter zu geben und verständlich zu machen. Es braucht also eine Art Übersetzung, damit ALLE verstehen, um was es eigentlich geht. Beim Thema Klimawandel und dem Meer spricht man hierbei von „Ocean Literacy“. In meiner Arbeit versuche ich diesem Ziel zuzuarbeiten und dadurch (epistemische) Ungleichheiten zu verringern.

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