• Frage: Was ist bisher die größte Errungenschaft oder Erkenntnis, welche Sie bei Ihrer Arbeit erreicht haben?

    Frage gestellt debt15yep am 27 Sep 2022.
    • Foto: Stefanie Haase

      Stefanie Haase Beantwortet am 27 Sep 2022:


      Oft sind die Ergebnisse, die wir erzielen starke Teamarbeit und selten die Arbeit einer einzelnen Person. Am meisten stolz bin ich wohl über meine Doktorarbeit, die ich letztes Jahr veröffentlicht habe. Darin habe ich die Daten ausgewertet, die wir von kleinen Datenloggern gesammelt haben, die Dorschen in der Ostsee in die Bauchhöhle implantiert wurden. Nach der kleinen Operation, haben wir die Tiere wieder freigesetzt und die Datenlogger konnten so Wassertemperatur und Wasseertiefe messen, die die Fische erfahren haben bis sie wiedergefangen wurden. Leider fehlen uns zu diesen Daten aber Informationen zur genauen Position der Dorsche. Um diese Herauszufinden habe ich ein Modell geschrieben, dass die gemessenen Temperaturen und Wassertiefen mit einem großen Ozeanmodell verglichen hat. Als Ergebnis habe ich so „den wahrscheinlichsten“ Pfad modelliert, den der Dorsch genommen hat. Wir konnten so viele Erkenntnisse zu den einzelnen Individuen sammeln, die wir nicht auf andere Weise hätten erhalten können. Die Modellierung hat mich herausgefordert, aber das Ergebnis ist sehr wertvoll für die aktuelle Wissenschaft.

    • Foto: Karen Kastner

      Karen Kastner Beantwortet am 27 Sep 2022:


      Als ich meine Doktorarbeit angefangen habe, habe ich mit meiner Professorin oft darüber gesprochen, dass mich das Gute im Menschen interessiert. Gerade wenn es um die Frage geht, ob wir den Klimawandel noch aufhalten können, erlebe ich oft, dass Menschen sagen – „das schaffen wir nicht, dazu sind die Menschen zu egoistisch oder können nicht zusammenarbeiten“. Das finde ich nicht gut und auch keine gute Nachricht, denn sie entmutigt. Also habe ich in meiner Doktorarbeit erforscht, ob diejenigen Menschen, die gut zu anderen sind, andere Menschen annehmen und sich für sie interessieren, und zu einer besseren Welt in der Zukunft beitragen – ob solche Menschen sich auch eher für den Klimaschutz einsetzen, und ob es solchen Menschen besser oder schlechter als anderen geht. Dazu habe ich viele Studien gemacht und sie statistisch ausgewertet, also geprüft, ob das was ich herausfinde auch nicht nur Zufall ist. Und meine Ergebnisse haben gezeigt – es gibt viel mehr Menschen, die super gut zusammenarbeiten können und eine bessere Welt für uns alle schaffen wollen als man denkt 🙂 und solche Menschen sind super gut dabei, sich für Klimaschutz einzusetzen. Und es geht ihnen sogar im Schnitt besser als anderen Menschen. Sprich: es tut uns gut, Gutes zu tun 😉 und das gibt mir viel Hoffnung, die ich auch an andere, die sich im Klimaschutz engagieren, weitergeben möchte.

    • Foto: Miriam Tivig

      Miriam Tivig Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Häufig sind es die kleinen „Aha-Erlebnisse“, bei denen ich selbst Dinge verstehe, oder Zusammenhänge erkenne, die mir vorher noch nicht klar waren, die mich am glücklichsten machen in meiner Arbeit. Meistens sind das Erkenntnisse, die bereits andere vor mir hatten (und trotzdem nicht alle wissen).
      In meiner Master-Arbeit habe ich aber auch Erkenntnisse über die obere Troposphäre gewonnen, die so noch keiner gemacht hatte. Daraus ist mein erstes Paper (Artikel in einer Forschungszeitung) entstanden und darüber habe ich mich gefreut. Es ging darum, dass die Trockenzonen in der oberen Troposphäre sich durch den Klimawandel ausdehnen, was wiederum Einfluss auf das Klima in den darunter liegenden Regionen hat.

    • Foto: Henrike Schmidt

      Henrike Schmidt Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Von Errungenschaften kann ich in meiner Forschung nicht wirklich berichten, aber Erkenntnisse kommen einem jeden Tage oder zumindest sehr oft. Nicht nur über die eigene Arbeit. Eine große Erkenntnis, die man als Wissenschaftler:in hat ist die, dass die eigene Arbeit meistens nur von dem Menschen gelesen und gewürdigt wird, die sich dafür interessieren. Wir sind oft mit so speziellen Fragen beschäftigt, dass es für die breite Bevölkerung schwierig ist, sich damit auseinenderzusetzen und zu verstehen, was wir tun und vor allem, warum wir es tun. Warum schauen wir uns diesen Prozess genau an, wenn es doch viel größere Probleme gibt? Und was hat das eigentlich mit dem großen Ganzen zu tun?
      Meine große Erkenntnis des letzten Jahres war, dass es wichtig ist, dass ich mein Wissen verständlich vermitteln lerne, micht nur für Wissenschftler…naja und jetzt bin ich hier und beantworte eure Fragen (hoffentlich verständlich)!

    • Foto: Frank Hase

      Frank Hase Beantwortet am 29 Sep 2022:


      Wie schon von anderen angemerkt, sind Forschungsergebnisse in der Regel Teamarbeit. Ergebnisse, die sich herausheben, werden in besonders renommierten Zeitschriften (Nature, Science) veröffentlicht. Bei solchen Sachen war ich schon des öfteren Koautor, meistens hatte das mit Befunden im Bereich der chemischen Zusammensetzung der Luft zu tun (neben den Hauptbestandteilen Stickstoff und Sauerstoff gibt es da viele Gase, die nur in winzigen Beimengungen vorkommen, aber trotzdem sehr wichtig sein können).

      Ein Beitrag, den ich besonders mag, ist der Atlas des infraroten solaren Spektrums, den ich zusammen mit weiteren Kollegen aus den Messungen des ACE-Satelliten abgeleitet habe (https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0022407309003215). Dieses Referenzspektrum ist seither für viele Studien anderer Forscher nützlich gewesen, etwa bei der Untersuchung der Zusammensetzung der Marsatmosphäre und von Kometen.

      So funktioniert Wissenschaft: jeder baut an diesem Riesengebäude hier und da ein klein wenig an – und nachfolgende Generationen können dann auf diesen Ergebnissen aufbauen. Manchmal ist allerdings auch eine Renovierung oder gar ein Teilabriss von einsturzgefährdeten Anbauten nötig – denn manchmal erweist es sich, dass wir falsch lagen oder eine tiefere Deutung ersetzt die momentane. Eigentlich ist das sogar immer so.

      George Bernhard Shaw hat dazu mal gesagt (ich meine zu erinnern, in einer Tischrede für Einstein):
      „Religion is always right. Religion solves every problem and thereby abolishes problems from the Universe. Religion gives us certainty, stability, peace and the absolute. It protects us against progress which we all dread. Science is the very opposite. Science is always wrong. It never solves a problem without raising ten more problems.“

    • Foto: Andre Lindner

      Andre Lindner Beantwortet am 29 Sep 2022:


      in kurz: dass gute Lehre und somit eine förderliche Aus- und Weiterbildung einen enormen Effekt habe kann – d.h. den Einfluss, welchen diese aus- und weitergebildeten Menschen haben können!

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