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Frage: Wie kann es sein, dass wir solange nicht gehandelt haben und jetzt die Folgen des Klimawandels ausbaden müssen?
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Tanja Sanders Beantwortet am 28 Sep 2022:
Der Klimawandel ist ein globales Problem und daher müssten alle handeln. Allerdings wurde und wird das wirtschaftliche Wachstum meistens noch höher bewertet. Dies war in den 80iger Jahren einmal anders, als mit dem Waldsterben große Flächen nur noch mit Baumskeletten bedeckt waren, hat man zumindest in Europa und eigentlich der UNECE-Region entschlossen gehandelt, Filteranlagen und Aufkleber auf den Autos „freiwillig 100 – dem Wald zuliebe“ führten zu einem Umdenken. Danach schien die Katastrophe erst einmal abgewendet und somit wurde wirtschaftliches Wachstum, Bequemlichkeit und Luxus wieder wichtiger. Die Auswirkungen sahen wir deutlich während dem Corona-Lockdown: die Flugzeuge waren am Boden, weniger Verkehr und die Deposition ging messbar nach unten. Jetzt müssten wir daraus lernen und danach handeln!
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Mark Braun Beantwortet am 28 Sep 2022:
Die Debatte über den Klimawandel und seinen Auswirkungen ist gesellschaftlich sehr aufgeheizt. Das fängt bei Menschen an, die aus bestimmten Gründen eine Mitschuld des Menschen am Klimawandel bestreiten, obwohl dieser von zahlreichen unabhängigen und seriösen Institutionen nachgewiesen wurde. Menschen, die sich nicht für ein Problem verantwortlich fühlen, sind auch viel weniger bereit, sich für dessen Bewältigung einzusetzen.
Klimaschutz hat auch immer etwas mit persönlicher Einschränkung zu tun. Da fragt sich jeder, was bin ich bereit, dazu beizutragen, worauf bin ich bereit, zu verzichten? Diesen Fragestellungen stehen auch immer persönliche Bedürfnisse gegenüber. Es ist schwer, auf Privilegien zu verzichten, die wir in den industrialisierten Staaten als selbstverständlich, ja sogar als unser Recht ansehen. Diese Einstellung müssen wir im Hinblick auf eine Gerechtigkeit gegenüber anderen Staaten und folgenden Generationen überdenken.
In der Vergangenheit wurden diese Interessen häufig über das Gemeinwohl bzw. das Ziel eines stabilen Klimas gestellt. Unser weiteres Handeln wird nun darüber entscheiden, ob wir noch die Möglichkeit erhalten, uns eigenverantwortlich einzuschränken oder ob wir durch schwerwiegende Auswirkungen in der Zukunft zu Einschränkungen gezwungen werden, entweder durch die Natur oder durch gesetzliche Vorgaben.
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Frederike Neuber Beantwortet am 28 Sep 2022:
In Kurz: Erst wussten die Leute es nicht besser, und dann wollten sie es nicht wissen.
Die Klimaerwärmung ist das Resultat unserer Wirtschaftsweise, die fast ausschließlich auf fossilen Energieträgern beruht. Seit der Industrialisierung, die mit der Erfindung der Dampfmaschine begann (Gruß an die Geschichtslehrer unter uns ;-), ist das Wirtschaften in den Industrienationen untrennbar mit fossilen Energieträgern wie Kohle und Öl verknüpft. Die Industrialisierung hat (im Großen und Ganzen) in Europa und Amerika zu einem enormen Zuwachs an Wohlstand und Lebensqualität geführt, von dem wir in den westlichen Ländern noch immer profitieren. Damals war den Menschen aber nicht klar, dass das Verbrennen von Kohle und Öl dem Klima schaden würde – die Welt ist so groß, die Atmosphäre so riesig, was machen da ein paar Schaufeln Kohle? Es gab natürlich immer Stimmen, die gewarnt haben, aber das Gros der Wissenschaftler hat es entweder anders gesehen oder sich schlicht nicht dafür interessiert. Zeitweilig ging man sogar davon aus, dass sich das Klima abkühlt, und man hielt den Treibhauseffekt sogar für wünschenswert!
Erst Ende der 1970er konnte man wirklich davon sprechen, dass der Klimawandel und die ökologischen Grenzen wissenschaftlicher Konsens waren. Hier ist eine super Timeline zur Geschichte der Klimaforschung: https://www.deutsches-klima-konsortium.de/de/klima-themen/klimaforschung.html
Tja, und seitdem sind wir in der Zwickmühle, dass unser gesamtes Wirtschaften noch immer auf Fossilen beruht, aber wir eigentlich sofort in allen Bereichen auf Erneuerbare umsteigen müssten. Das ist gar nicht so einfach, viele Leute profitieren vom gegenwärtigen Wirtschaftssystem und verhindern seit 50 Jahren starken Klimaschutz. Es gibt zudem immer noch Politiker, die Klimawandel für eine „Meinung“ halten – kann man so sehen, kann man aber auch anders sehen. Klimaschutz, der mit Verzicht einhergeht, wird sofort als „Ökodiktatur“ verschrien. Aber manchmal gibt es auch noch keine Alternativen. Elektromobilität wird z.B. erst jetzt so richtig erforscht. Auch die Lösungsstrategien sind nicht immer eindeutig: Ist Windkraft, für die Wald gerodet wird, wirklich besser als Carbon Capture and Storage?
Der Bedarf an Aufklärung und öffentlicher Diskussion ist noch immer riesig – um so besser, dass es dieses Format hier gibt 🙂
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Frank Hase Beantwortet am 28 Sep 2022:
Ich fürchte, es erstmal bequem laufen zu lassen, bis die Probleme plötzlich riesig sind, ist eine dem Menschen innewohnende Eigenschaft – insbesondere, wenn die Zusammenhänge komplexer sind und sich niemand speziell für zuständig hält. Historische Beispiele aus den verschiedensten Bereichen gibt es zuhauf. In Hamburg gab es beispielsweise in den 1890er eine große Choleraepidemie. Das war eine Konsequenz hanseatischer Sparsamkeit. Senat und Bürgerschaft hatten es nämlich unterlassen, rechtzeitig angemessene Schritte zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung und der hygienischen Verhältnisse besonders in den immer dichter besiedelten Arbeitervierteln zu tun. Der zur Eindämmung der Epidemie von Kaiser Wilhelm II nach Hamburg entsandte Robert Koch hat dann den Politikern dort die Leviten gelesen („Meine Herren, ich vergesse, dass ich in Europa bin.“), erst dadurch entstand dann der benötigte Druck, die hygienischen Verhältnisse endlich zu verbessern. Da waren aber schon etwa 8000 Hamburger der Seuche zum Opfer gefallen.
Beim Klimawandel kommen noch die beiden Probleme hinzu, dass (1) unser heutiger Lebensstandard durch Nutzung der fossilen Energieträger erreicht worden ist und auch heute noch maßgeblich von deren Nutzung abhängt (2) lokale Maßnahmen zunächst mal keinen feststellbaren Nutzen haben (anders als zB beim Thema Luftverschmutzung: sperrt man eine Strasse für den Verkehr, dann kann man praktisch sofort mit der eigenen Nase feststellen, dass sich die Luftqualität verbessert).
Ich denke, wir sollten heute (mal wieder) vor allem auf den technischen Fortschritt hoffen. Die Vorstellung, dass die Leute ihren Konsum einschränken werden, um das Klima zu retten, oder wir gar den Kapitalismus durch eine nachhaltige bedarfsgerechte Wirtschaftsordnung ablösen könnten, halte ich für weltfremd. Im Gegenteil: eine riesige Anzahl von Menschen gerade in den Schwellenländern wie Indien und China strebt heute nach einer Erhöhung ihres Lebensstandards – und die werden sich das ganz sicher nicht von uns erzählen lassen, dass es besser ist, weiter mit dem Fahrrad zu fahren. Selbst hier in Europa würde ich eine dramatische Destabilisierung der bestehenden politischen Ordnung erwarten, sollte der Versuch einer Abkehr von den fossilen Energieträgern mit einem wahrnehmbaren Wohlstandsverlust einhergehen.
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Michael Arndt Beantwortet am 6 Okt 2022:
Hallo, viele Jahre fehlten klare Beweise für die Existenz des anthropogenen Klimawandels, die viele Menschen überzeugen konnte. Ausserdem haben es Wissenschaftler lange Zeit nicht geschafft, das Thema Klimawandel in die Medien und auf die Politische Agenda zu bringen. Das ist erst mit der Klimakonferenz in Paris und Greta Thunberg gelungen. Leider war das relativ spät.
Hinzukommt, das der Klimawandel sehr komplex ist und lange dauert. Die Menschen tun sich mit komplexen Sachverhalten und mit Prozessen, die sehr langsam verlaufen unheimlich schwer. Erst seitdem man die Auswirkungen selber spüren kann, fängt das handeln nun richtig an. Hoffen wir, das das was nun an Massnahmen ergriffen wird ausreichen wird.
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