• Frage: Hallo ich heiße Kristina und meine erste Frage wäre, wie können wir ärmeren Ländern helfen die Klimakrise besser zu meistern? LG Kristina

    Frage gestellt case15kat am 23 Sep 2022. Diese Frage wurde auch von even15kat, derm15kat gestellt.
    • Foto: Sebastian Zeppenfeld

      Sebastian Zeppenfeld Beantwortet am 23 Sep 2022: last edited 23 Sep 2022 10:11 am


      Zum einen sollte der unbedachte Konsum unserer westlichen Welt auf Kosten der ärmeren Länder stark reduziert werden. Im Gegenzug sollten wir dann aber die ärmeren Länder auf fairer Basis für ihre Leistungen und Produkte entlohnen.
      Als Beispiel: Man nimmt an, dass die Herstellung eines T-Shirts etwa 4000 Liter Wasser verbraucht. Das ist eine Menge Wasser, welches in diesen Ländern dringend für andere Anwendungen genutzt werden könnte. Aktuell können wir T-Shirts für 5-10€ im Laden kaufen. Diese T-Shirts sind billig und viele Leute in unserer Gesellschaft schmeißen sie schnell wieder weg, weil sie sich ja schnell wieder neue kaufen können. Wir könnten aber auch ein nachhaltiges T-Shirt für 30-40€ kaufen und dieses für ein paar Jahre tragen. Das würde die Not der ärmeren Länder, auf Kosten ihrere eigenen Umwelt, zu produzieren bereits reduzieren.

      Aber auch politische Stabilität und ein gleichberechtigter Zugang zu Bildung sind wichtige Aspekte. Eine inspirierende Persönlichkeit in diesem Zusammenhang ist zum Beispiel Wangari Maathai aus Kenia, welche die Green Belt Movement in Afrika initiiert hat.

    • Foto: Mark Braun

      Mark Braun Beantwortet am 23 Sep 2022:


      Wie Wissenschaftler:innen dazu beitragen können: Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Zugang von ärmeren Ländern (sogenannten Entwicklungsländern) zu unseren Technologien. Es gibt viele Kooperationen zwischen Deutschland und diesen Ländern und Institutionen. Das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert diese Zusammenarbeit, sodass Wissenschaftler:innen verschiedener Bereiche auch mit anderen Ländern zusammenarbeiten und Wissen austauschen können. Es ist dabei auch interessant zu lernen, wie andere Länder mit ihren Problemen umgehen.

      Die Herausforderungen, vor denen ärmere Länder stehen, sind häufig mit den unseren Kenntnissen und Technologien lösbar. Wir führen z.B. Projekte zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung in einigen afrikanischen Ländern durch. So entstehen wichtige Partnerschaften, die für die wissenschaftliche Welt sehr wertvoll sein können.

    • Foto: Andre Lindner

      Andre Lindner Beantwortet am 23 Sep 2022:


      Liebe Kristina. Du könntest zum Beispiel einmal beim Einkauf darauf achten, woraus bestimmte Produkte gemacht werden und wo sie herkommen. Und wenn das nicht sofort möglich ist, werde doch zur Forscherin und versuche es herauszufinden. Die Rohstoffe für viele Dinge kommen aus den ärmeren Ländern – einerseits ist es wichtig, die Wirtschaft dort zu unterstützen; aber das sollte fair und umweltverträglich geschehen. Und wenn du – und viele andere Menschen mehr – dann darauf achten, solche Produkte zu kaufen (auch wenn sie teurer sind), dann ist ein erster wichtiger Schritt getan.

    • Foto: Markus Ritschel

      Markus Ritschel Beantwortet am 24 Sep 2022:


      Hallo Kristina,
      Wie meine Kollegen dir schon geschrieben haben, ist eine von mehreren Stellschrauben der eigene Konsum. Sprich, wo kaufe ich ein, was und wie viel kaufe ich ein, wie lange nutze ich es (kann man Kaputtes z.B. wieder reparieren) und so weiter.
      Auch wenn sich der eigene Beitrag immer nach nicht sehr viel oder gar sinnlos anfühlt, so kann man mit der entsprechenden Einstellung und v.a. indem man darüber redet und bei seinen Mitmenschen auch ein Bewusstsein dafür erzeugt, doch mehr bewirken als man manchmal denkt.
      Und natürlich können wir über Politik auch vieles beeinflussen. Die Art, wie Deutschland außenpolitisch mit und in anderen Ländern agiert (damit meine ich alles von Unterstützung bzw. Hilfeleistung bis hin zur Ausbeutung dieser Länder aufgrund von wirtschaftlichen Interessen), hat einen großen Einfluss darauf, wie gut ärmere Länder mit den Problemen vor Ort umgehen können. Und auch, wenn du und ihr noch nicht wählen dürft… ihr könnt trotzdem politisch Einfluss nehmen. Informiert euch und redet mit Erwachsenen über die Themen, die euch beschäftigen. Auch kann man auf verschiedenen Portalen Online-Petitionen starten, mit denen man zu Unterstützung von diversen Zielen aufrufen und damit Veränderung aus der Gesellschaft heraus bewirken kann.

    • Foto: Frederike Neuber

      Frederike Neuber Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Hi Kristina,

      Deutschland leistet, wie fast alle westlichen Staaten, Entwicklungshilfe. Das heißt, die Industriestaaten geben Entwicklungsländern Geld, ohne eine Gegenleistung dafür zu erwarten. Die Empfängerländer können dann damit auch eigentlich machen, was sie wollen. Die Hoffnung ist natürlich, dass sie das Geld nutzen, um ihre Wirtschaft aufzubauen, Bildung zu schaffen und die Natur zu schützen. Leider ist die Korruption in den Empfängerländern manchmal sehr hoch, und die Entwicklungshilfe wird nicht immer optimal eingesetzt.

      Da die Industrienationen maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich sind, gibt es Stimmen, die fordern, zusätzlich zur Entwicklungshilfe noch Anpassungsfinanzierung zu leisten, das heißt also, zusätzlich Geld geben, damit die ärmeren Länder sich an den Klimawandel anpassen können. Hier müsste sicher gestellt werden, dass dann in den Empfängerländern auch wirklich Klimaschutz mit dem Geld betrieben wird. Das ist schwierig zu kontrollieren, man will ja den anderen Ländern auch nicht ständig auf die Füße treten und ihnen ihre Souveränität absprechen.

      Fakt ist, dass die reichen Länder eine Verantwortung gegenüber den armen Ländern haben. Wie genau diese zu erfüllen ist, darüber wird diskutiert, aber dass wir auf staatlicher Ebene helfen müssen, ist klar. Dazu gehört auch Wissens- und Bildungstransfer, Technologietransfer und Hilfe zur Selbsthilfe.

      Den eigenen Konsum zu reflektieren, ist in jedem Fall Teil davon. Leider wird der individuelle Konsum alleine nicht ausreichen, um globale Ungerechtigkeiten oder den Klimawandel zu beseitigen. Man muss auf allen Ebenen ansetzen: Jeder Einzelne, die Unternehmen, der Staat. Es ist immer richtig, bio und fair zu kaufen, aber es ersetzt nicht die Arbeit an den anderen Ebenen, für die wir uns als Staatsbürger ebenfalls einsetzen müssen!

    • Foto: Felix Schaumann

      Felix Schaumann Beantwortet am 30 Sep 2022:


      Die Frage, die du stellst, ist super wichtig. Schließlich ist die Klimakrise das Resultat von CO2-Emissionen aus der reichen Welt, aber den größten Teil der Schäden haben Menschen im ärmeren, globalen Süden zu tragen, die zu dem Problem überhaupt nichts beigetragen haben. Das ist eins der größten Gerechtigkeitsprobleme überhaupt.

      Seit 1995 schon gibt es jährliche Klimakonferenzen – die erste war in Berlin, andere wichtige waren 2009 in Kopenhagen, 2015 in Paris oder letzes Jahr in Glasgow. Und seit Beginn dieser Konferenzen weisen Länder aus dem globalen Süden auf die Ungerechtigkeit hin, dass sie nichts für die Klimakrise können und trotzdem die tödlichen Folgen ausbaden müssen. Von Anfang an haben sie Geld gefordert, um die nötigen Klimaschutz- und anpassungsmaßnahmen finanzieren zu können, aber die reichen Staaten haben das blockiert. Erst 2009 in Kopenhagen wurde sich darauf verständigt, bis 2020, also über ein ganzes Jahrzehnt, 100 Milliarden Dollar an Klimafinanzierung für Abmilderungs- und Anpassungsmaßnahmen bereitzustellen. Das ist halb so viel Geld wie die Gaspreisbremse jetzt in Deutschland kostet und das sollte von allen reichen Staaten zusammen über 10 Jahre gezahlt werden – trotzdem wurde das Versprechen nicht gehalten.

      Diese 100 Milliarden sind nur dafür gedacht, die ärmeren Länder in ihrer Klimapolitik zu unterstützen. Sie sind noch keine Wiedergutmachung dafür, dass das Verhalten der reichen Staaten zu unglaublichen Schäden im globalen Süden führt – letzten Monat stand ein Drittel der Landesfläche Pakistans unter Wasser. Daher gibt es auch die stärker werdende Forderung nach Zahlungen für sogenannte Verluste und Schäden (loss and damages). Das kann man so verstehen wie Reparationen – Zahlungen, die die Schuldigen an die Unschuldigen, die den Schaden haben, zahlen müssen, wie nach einem Krieg. Die reichen Staaten blockieren diese Initiativen, so gut sie können – schließlich sind die Klimaschäden riesig und es könnten dementsprechen riesige Zahlungen auf sie zukommen.

      Auf der kommenden Klimakonferenz diesen November in Sharm-el-Sheikh werden diese beiden Zahlungen wieder Thema sein, und auch wir in Europa können bei unserer Politik darauf dringen, dass ärmeren Staaten endlich finanziell geholfen wird, sowohl um bei Klimapolitiken zu unterstützen, als auch um Entschädigung für die katastrophalen Folgen der Klimakrise zu leisten.

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