• Frage: Hallo, mein Name ist Anna Lena. Meine Frage wäre: Tragen E-Autos etwas zum Klimaschutz bei und wenn ja, in wie weit? Ihnen noch einen schönen Tag

    Frage gestellt near15kat am 23 Sep 2022. Diese Frage wurde auch von ease15kat gestellt.
    • Foto: Freya Sternkopf

      Freya Sternkopf Beantwortet am 23 Sep 2022:


      Liebe Anna Lena,
      das hängt viel von der Herstellung, Nutzung und Entsorgung des E-Autos ab. Ein kleines effizientes E-Auto, welches viel und lange gefahren wird mit regenerativem Strom, wo auch bei der Herstellung der Ausstoß klimaschädlicher Gase minimiert wurde und das nach der langen Nutzung ordnungsgemäß und möglichst vollumfänglich recycelt wird, hat eine bessere Klimabilanz als ein Auto mit Verbrennungsmotor.
      Generell sind Autos aber einfach keine effiziente Art der Fortbewegung und da sie nicht klimaneutral oder klimapositiv sind, tragen alle Autos absolut nichts zum Klimaschutz bei. Es gaht da eher darum, welches Auto möglichst wenig Klimaschädlich ist. Bei der Beurteilung von Autos sollte aber neben den Ausstoß von Klimagasen auch betrachtet werden, wie sie sonst auf die Umwelt wirken. Das geht von Reifenabrieb über Lärm bis zum Ausstoß gesundheitsschädlicher Stoffe bei der Herstellung, Nutzung und Entsorgung. Und auch soziale Aspekte, wie Sicherheit und Platz im öffentlichen Raum können betrachtet werden. Helfen kann da eine sogenannte Life Cycle Analyse (Lebenszyklus Analyse).

    • Foto: Frank Hase

      Frank Hase Beantwortet am 23 Sep 2022:


      Hallo Anna Lena! Das ist eine gute (und schwierige) Frage. Meines Erachtens kommt es vor allem darauf an, wie diese Mobilitätswende hin zum Elektroauto ausgestaltet wird. Technisch ist es sicher möglich, Elektroautos zu bauen, die eine ziemlich günstige Umweltbilanz haben. Wenn die Leute ihren aktuellen Verbrenner-SUVs aber durch irgendein irres 700 PS starkes Elektroauto ersetzen, das in 2 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt und Spitze über 300 km/h erreichen soll und dafür eine Tonne Batterien durch die Gegend fährt, dann ist mit diesem Umstieg weder dem Klima noch der Umwelt gedient.
      Ich musste mich leider kürzlich von meinem Polo Baujahr 91 trennen und habe nun ganz bewusst einen Verbrenner gekauft – und zwar den sparsamsten japanischen Kleinwagen in der Grundausstattung, den es am Markt gibt. Ich denke, das ist in der Gesamtbilanz immer noch besser als ein Elektroauto. Ich jedenfalls konnte kein vernünftiges Elektroauto finden (mir würde Spitze 120 km/h und 50 PS Leistung ja vollkommen reichen – so ein Auto könnte vermutlich für deutlich unter 10 000 EUR an den Markt gebracht werden).
      Was mich an der aktuellen Elektro-Mobilitätswende vor allem ärgert, sind diese Elektroroller, die man jetzt überall rumstehen sieht. Ich finde, diese Dinger braucht wirklich niemand, denn das Fahrrad (das Ding, das unten diese Pedale zum Reintreten dran hat) ist für den vielbesagten „letzten Kilometer“ ja auch prima zu verwenden und tatsächlich emissionsfrei – und obendrein noch gesünder, da mit körperlicher Aktivität verbunden.

    • Foto: Sören Johansson

      Sören Johansson Beantwortet am 26 Sep 2022:


      Hallo Anna-Lena,
      das ist eine schwierige Frage, weil gerade in Deutschland alles mit dem Auto ja sehr schnell sehr emotional wird. E-Autos sind auch nicht mein Forschungsgebiet, weshalb ich lediglich meine Motivation schreiben möchte, weshalb sich meine Familie ein E-Auto gekauft hat: Mein Arbeitsweg ist knapp 50 km weit und leider, leider ist die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln so schlecht, dass es im besten Fall 2,5 Stunden dauert – von daher gibt es keine Alternative zum Auto, die mit unserem Famlienleben vereinbaren lässt. Bisher hatten wir ein sehr kleines, günstiges, sparsames Auto, in das aber kein weiterer Kindersitz reingepasst hat – von daher wurde ein Wechsel hier nötig. Letztlich haben wir ein günstiges E-Modell, das groß genug, aber nicht zu groß und mit kleiner Batterie gefunden, weshalb wir uns dann schnell gegen ein neues Verbrenner-Auto entschieden haben. Der Hersteller verspricht bei der Herstellung des Autos grünen Strom zu verwenden und nicht vermeidbare Emissionen zu kompensieren. Zum Fahren verwenden wir zu 90% lokal hergestellten Solarstrom der Genossenschaft, in der wir wohnen. Von daher haben wir jetzt zunächst viele Ressourcen durch die Herstellung des neuen Autos verbraucht, für den Betrieb verbrauchen wir allerdings deutlich weniger (Reifenabrieb und Verschleiß gibt es natürlich immernoch, aber man stößt pro gefahrenen Kilometer natürlich viel weniger CO2 aus als bei einem Verbrenner).
      Das werden nicht alle, die aufs Auto angewiesen sind so machen können, aber da wo es geht ist es sicherlich gut auf einen elektrischen Antrieb umzusteigen. Besser ist es aber immernoch jede Autofahrt zu vermeiden. Das allermeiste im Alltag geht (sofern man gesund ist) sehr, sehr gut ohne Auto. Wenn man nicht mehr so fit ist, sind auch E-Bikes oder E-Roller eine gute Lösung – aber bitte keine, die in den Fußgängerzonen herumstehen. Man darf halt nicht zu bequem werden, weil das Auto ja eh da steht…

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